Im Dunkeln mit dem Roller unterwegs zum Bauernhof meiner Freundin erinnert mich der leichte Brandgeruch noch angenehm an Camping. Ein paar Kurven weiter wird der Himmel plötzlich hell. Mein Neugier ist geweckt und ich biege vom Weg ab in des Scheins am Firmament. Noch sehe ich nicht was passiert. Große Bäume stehen ungewöhnlich erleuchtet vor einem dunklen Himmel. Mein Sinn für Ästhetik bedankt sich für dieses ungewöhnliche Schauspiel. Ich sehe die Flammen, stelle den Roller ab und laufe auf der Straße näher ran. Als Freund von Feuer bin ich erstmal fasziniert, auf den zweiten Blick sehe ich Menschen um das brennende Feld laufen. Ich frage mich, ob sie auch von der verzehrenden Kraft des Feuers fasziniert sind. Langsam und scheinbar respektvoll laufen sie am brennenden Rand entlang.
“Die sind zu faul, das Gras zu mähen. Einmal abbrennen und am nächsten Tag können Sie schon weiterarbeiten.” sagt meine Freundin später. Es sind Bauern, die ihre Felder abfackeln. Das wurde auch in Deutschland bis in die 70er Jahre gemacht. Bis es verboten wurde. Das mit dem Verbieten ist in Thailand wohl nicht so einfach. Keiner der Einheimischen würde “Rauchsaison” sagen, aber sie berufen sich auf jahrhundertealte Traditionen. In dieser sehenswerten Dokumentation zum Thema Rauchsaison wird aber gesagt, dass es so intensiv wie jetzt erst seit ca. 50 bzw. 20 Jahren ist. Seit der Intensivierung der Landwirtschaft, insbesondere des Maisanbaus.
Während ich das Video in der Hängematte bearbeite, schickt ihre Schwägerin Fotos von Schlangen auf der Flucht vor dem Feuer. Sie schlängeln sich durch ihr Feld, dick wie Unterarme.
Nachts auf dem Rückweg zum Bungalow steht der Rauch in den leeren Straßen. Nicht dicht, aber zusammen mit den hellgelben Laternen tendenziell endzeitlich. Der Brandgeruch ist überall, auch im Bungalow. Meine Freundin findet es sehr unlustig, für mich ist es erstmal neu. Aber beim Einschlafen wird es anstrengend, weil sich auch die Luft im Bungalow schlecht einatmen lässt. Gegen drei Uhr wird es langsam besser, aber schön ist was anderes.
Am nächsten Morgen kratzt der Hals, aber die Luft ist wieder ok. Ich gönne mir einen Eiscappuccino. Neben meinem Tisch wird ein Skorpion gefrühstückt – von einer Kolonie roter Ameisen. “Die braunen Skorpione sind gefährlicher, aber der Stich eines schwarzen Skorpions tut auch weh.” klärt mich der Schweizer Inhaber auf. Man lacht und geht seiner Dinge. Im Netz finde ich mehr Informationen zu Skorpionen in Thailand. Von braunen steht da nicht viel, aber dass der Stich eines schwarzen Skorpions vergleichbar ist mit dem Stich einer Wespe. Also eher ungefährlich – es sei denn man ist Allergiker.
Critters, wie Käfer und anderes Kriechzeugs auf englisch fast poetisch genannt werden, faszinieren mich schon seit ich 3 oder 4 bin. Ich habe stundenlang für Ameisen Straßen gebaut. Für einen Tag ein Däumling sein …